Wer aus der Hoffnung lebt…

Nichts ist mehr, wie es war. Die Welt steht Kopf. Corona schliesst Grenzen und verordnet Vereinzelung. Wir sind aus dem Alltag hinaus katapultiert, auch aus den kirchlichen Gewohn- heiten. Keine Gottesdienste, keine Karwoche, kein Brotbrechen, keine Gemeinschaft, kein Händedruck, kein Ostergottesdienst mit wunderbarer Musik, keine Nähe, nur viele Fragen und Ängste.

Und doch, gerade jetzt findet die Karwoche statt. Wie viele Menschen erleben jetzt die Einsamkeit von Jesus am Oelberg mit den bangen Fragen, was wird werden.
Da sind aber auch die vielen, die mit Hingabe anderen die Füsse waschen: Ärzte und Pflegende in Spitälern und Alterszentren, Bäckerinnen und Bäcker, die weiter Brot backen, die Medienleute, die Kommunikation und damit Communio ermöglichen. Die Kassiererin an der Kasse, die sagt: «Ich bin gerne da für die Menschen.» Andere füllen Regale mit allem, was wir brauchen – und ja, auch mit Klopapier.

Den Karfreitag erleben wir tagtäglich jetzt auch im einsamen Sterben in den Krankenzimmern, in der Trauer der Angehörigen, die ihre sterbenden Liebsten nicht begleiten können. Wir erleben Karfreitag vor dem Stacheldrahtzaun an der türkisch-griechischen Grenze mit dem Blick auf Europa. Karfreitag in den überfüllten Asylunterkünften, tausende Kinder, Frauen, Männer auf engstem Raum, unter prekären Bedingungen. Der Karfreitag vor unserer Tür und wir mittendrin in oft grosser Ohnmacht. Das Kreuz Jesu bleibt ein Skandal.

UND OSTERN?
War es beim ersten Ostermorgen nicht ähnlich? Trauer und Hoffnungslosigkeit. Der Stein vor dem Grab. 
Ganz leise hat sich Ostern in den Herzen der Menschen verankert. Im Rückblick, Ostern als Uranfang des Christentums. Vielleicht müssen wir in ein paar Wochen zurückschauen. Was ist aus dieser Zeit geworden: Eine neue Nähe, ein neuer Umgang unter den Menschen, eine neue Dankbarkeit… Ostern ist bereits unter uns. «Wer aus der Hoffnung lebt, sieht weiter, wer aus der Liebe lebt, sieht tiefer, wer aus dem Glauben lebt, sieht alles in einem neuen Licht.» Monika Schmid (Gemeindeleiterin in Effretikon)

Text: Monika Schmid